7/10/2012

Und täglich grüßt die sexuelle Belästigung ..

Menschen sind sehr eigenartige Wesen, die ich aber, als Teil von ihnen, sehr faszinierend finde.  Deswegen versuche ich tatsächlich alles und jede*n zu verstehen,
Auch wenn es Dinge gibt, die ich tatsächlich niemals verstehen werde. -
Zum Beispiel, dass bestimmte gesellschaftliche Themenfelder, die thematisiert werden sollten, nicht thematisiert werden.
Und falls ja, dann nur so "ein wenig" am Rande.

Eines dieser gesellschaftlichen Themenfelder ist das der sexuellen Belästigung.

Jede*r von uns wird täglich damit konfrontiert, und keine*n scheint sich daran zu stören. Eventuell auch deshalb, da es wohl kaum von uns jede*n Einzelne*n wahrgenommen wird. (Hey, und das betrifft alle Geschlechter, auch wenn der klassische Fall einer sexuellen Belästigung auch die klassischen Gesellschaftsverhältnisse widerspiegelt: Mann owned Frau.)

Dabei ist es wichtig, darüber zu reden, um sich auch immer wieder bewusst zu machen, dass es das noch gibt; und dass es keine Eintagsfliegen sind, die nur so "mal eben" vorbeischauen.

Denn: Bei sexueller Belästigung handelt es sich um jedes sexuell motivierte Verhalten, das für die Betroffenen unerwünscht ist und jemanden als Person herabwürdigt bzw. ihre persönlichen Grenzen verletzt.
Hierzu zählen etwa körperliche Berührungen und Übergriffe, Bemerkungen und Gesten mit sexuellem Inhalt, exhibitionistische Taten oder Aufforderungen zu sexuellen Handlungen.

Auch wenn es alltägliche Dinge sind, können diese Erlebnisse sich in die Erinnerung hineinbrennen. Mitunter auch ein Grund, warum ich diesen Blogeintrag verfasse, da bestimmte Erlebnisse (manche mehr, manche weniger) gestern Abend während einer Doku im Ersten bei mir hochgekommen sind.
Auch wenn ich nie das erlebt habe, was die Protagonist*innen erlebt haben, habe ich Dinge erlebt, die kein Mensch jemals hätte erleben sollen/dürfen/müssen (!!).
Das fängt bei Belästigungen an, die weniger auffallen (Hinterherpfeifen), und von vielen als Ausdruck für die Bewunderung der eigenen körperlichen Attraktivität wahrgenommen werden und hört bei Belästigungen auf, die sehr auffallen (öffentliche Demütigung der eigenen Person durch Hand auf Pobacke beim Vorbeigehen), welche mich auch in meinem eigenen Sexualleben noch sehr lange geprägt haben.

Auch wenn ich die vielen Tipps und Vorschläge beim eigenen Verhalten in so einer Situation sehr begrüße, finde ich das auf Dauer eher unbefriedigend.
Es liegt nicht an mir, dass ich sexuell belästigt werde - trotzdem wird mir unterschwellig vermittelt, dass es so ist. Anders kann ich mir die einseitige Herangehensweise an dieses Themenfeld nicht erklären.

Um sexuelle Belästigung in ein paar Jahrzehnten für historisch und tot zu erklären, muss meiner Meinung nach viel mehr getan werden - auf beiden Seiten der Medaillen: auf der Opfer- und der Täter*innenseite - am Besten, bevor "es" passiert.
Und am Besten schon im Kindergarten.

Auch sollte versucht werden, für die Empowerment der Opfer Wege zu beschreiten, die von traditionellen Methoden eher abweichen. Gut finde ich da beispielsweise die sogenannte rosa Karte (wie in diesem Artikel genannt) oder auch die "Harass map", die anzeigt, wo genau sexuelle Übergriffe in Ägypten stattgefunden haben. Erwähnenswert dabei ist auch auf jeden Fall #ichhabnichtangezeigt.

Aber egal was - es sollte vielmehr getan werden!

Die Jo.